In diesen Tagen findet die IAA als weltgrößte Automesse in München statt, bei der die mächtige Automobilbranche ihrem schmutzigen Geschäftsmodell mit umweltzerstörenden Autos einen schillernden Anstrich verleiht. Doch die Tage der Messe eignen sich nicht nur für die Aussteller*innen, um ihre neuesten Perversionen auszustellen, sondern auch dazu, um die Debatte zu eröffnen, welche Verkehrssysteme wir brauchen und welche wir uns als Gesellschaft, die mit beiden Händen fest am Lenkrad sicher in die Klimakrise steuert, leisten können.
Daher möchten wir Sie hiermit informieren über eine am heutigen Morgen (07. September 2021) gegen 08:00 Uhr stattfindende Protestaktion mit dem Motto: „Autolobby in Ketten – Klima retten“, über der Bundesautobahn A8. Der genaue Ort ist 47.961967, 11.689338 . Bei der Protestaktion wird von der Autobahnbrücke ein großes Transparent entrollt. Um das Transparent zu sichern, werden sich zwei Personen – selbst auch gut gesichert – über das Brückengeländer in Höhe des Standstreifens und der Mitteltrennung begeben. Um Gefahren für kletternde Menschen und für den Autoverkehr, der unter der Brücke durchfließen soll, auszuschließen, findet die gesamte Aktion oberhalb des Lichtraumprofils der Autobahn statt. Die kletternden Menschen werden sich zudem auch zu keinem Zeitpunkt über den befahrenen Spuren der Autobahn befinden.
„Mit der Aktion wollen wir auf nachdrückliche Weise zum Ausdruck bringen, dass es so nicht weitergehen kann. Seit Jahrzehnten warnt die Wissenschaft vor dem Klimawandel, seit Jahrzehnten wird nicht gehandelt und nun werden die Vorboten der Katastrophe weltweit zunehmend spürbar. Starkregen, Dürren, Brände und Überschwemmungen ereignen sich auch schon vor der eigenen Haustür“, so Hanna Waltermann, die heute an einem der Brückengeländer hängt. „Dabei ist die globale Durchschnittstemperatur gerade einmal bei 1,2 Grad Erwärmung angekommen. Um das Ziel des Pariser Klimaabkommens von 1,5 Grad Erderwärmung noch halten zu können, bleiben uns laut des sechsten Sachstandberichts des Weltklimarats nur noch 9 Jahre, in denen wir unsere CO2-Emissionen mehr als halbieren müssen. Dabei sind in den letzten Jahren die Emissionen aus dem Verkehrssektor, der deutschlandweit rund 20% der Gesamtemissionen ausmacht, immer weiter gestiegen. Laut Umweltbundesamt stammen dabei 95% der Emissionen aus dem Straßenverkehr.“
„Die Politik ist seit Jahren fehlgeleitet. Beeinflusst und vorangetrieben von der Automobil-Lobby wurden in der Vergangenheit unzählige Schienenkilometer, die zu einem gut funktionierenden, umweltverträglichen ÖPNV gehören, abgerissen. Ohne Ende gebaut wurden hingegen Straßen und Autobahnen, sodass das Deutsche Fernstraßennetz auf rund 13.000 km Bundesautobahnen und fast 38.000 km Bundesfernstraßen gewachsen ist. Wie in dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan nachgelesen werden kann, ist mit den unzähligen Neu- und Ausbauprojekten auch kein Trendwechsel zu erwarten“, so Tom Ivanokovic, der heute bei der Aktion vor Ort ist. „Da kann mensch nur kotzen.“
„Dass die Aktion nicht nur auf Zustimmung und Verständnis stößt, sondern auch Wut bei Autofahrenden hervorruft, ist zwar schade, aber die Wut und Hoffnungslosigkeit, die durch das Versagen der Politik in der Verkehrswende entsteht, ist eben mindestens genau so groß“, so Julia Fernandes, auch an der Aktion beteiligt. „Es ist schrecklich, tatenlos mit anzusehen, wie die eigenen Zukunft verheizt wird.“