Die erste Straßenbahn verlässt das VW-Stammwerk in Wolfsburg +++ Aktivist*innen halten Autozug an und verkleiden ihn als Straßenbahn

Die Autoindustrie ist tot – Volkswagen wird umgebaut

Aktuell verlässt die erste Straßenbahn das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg. Erstmal allerdings nur symbolisch. Um 13:13 Uhr stoppten Aktivist*innen einen Autozug, der Autos aus dem Volkswagenwerk in Wolfsburg auf die DB-Gleise befördert.
In einer Überraschungsaktion hielten sie den Zug auf einer Brücke über dem Mittellandkanal an, kletterten auf den Zug und verkleiden aktuell den Autozug mit einem riesigen Banner als Straßenbahn. Der Zug bietet ein symbolträchtiges Bild, welches das Ziel der Aktivist*innen sehr anschaulich zeigt: VW soll im Wolfsburger Stammwerk künftig keine Autos mehr produzieren, sondern öffentliche Verkehrsmittel – allem voran Straßenbahnen.

Straßenbahntranspi wird über den Autozug gespannt
Straßenbahntranspi wird über den Autozug gespannt

Die Investitionsplanungsrunde von VW wurde von letztem Jahr auf den Frühling 23 verschoben und ist bis jetzt immer noch nicht terminiert. Aktive Gruppen in Wolfsburg bringen mit der Aktion nun einen eigenen Ergebnisvorschlag für die Planungsrunde ein: nämlich ein sofortiger Umbau der Produktion von Autos auf öffentliche Verkehrsmittel, Hand in Hand mit einem Umbau der Konzernstruktur zu einem gemeinwohlorientierten Kooperativbetrieb.

Hier einige Statements der Aktivist*innen:
„Keine Entlassungen mehr, keine Kurzarbeit, kein Totschuften für einen Umwelt-Schmutz-Konzern.
Wir fordern ab sofort:
• einen Umbau des VW-Stammwerks auf ÖPNV-Produktion,
• gratis Umschulungsprogramme für alle Mitarbeitenden
• eine Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden oder weniger bei vollem Lohnausgleich
• Bessere Arbeitsbedingungen für Lok- und Busfahrer*innen  plus Umschulungsprogramme für alle, die auf diese Berufe umsteigen wollen“
„Es geht darum eine Produktion danach auszurichten, was gebraucht wird und nicht was Profite für Wenige abwirft. Um eine gemeinwohlorientierte Produktion durchzusetzen, müssen sich alle von der Produktion Betroffenen zusammen setzen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Die meisten von der Automobilproduktion Betroffenen werden heutzutage überhaupt nicht gefragt.“
„VW gehört bereits zu 20% dem Land Niedersachsen, zu 53% der Familie Porsche-Piech und 17% dem Emirat Katar. Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Das darf nicht länger sein! Das Motto der Zukunft, “VW für alle” steht für einen gemeinwohlorientierten, kollektiv geführten VerkehrsWende-Betrieb, bei dem Betroffene entscheiden, was produziert wird.“
„Ein Umbau des VW-Stammwerks auf Straßenbahnproduktion bietet sichere Beschäftigungsperspektiven Allein in den zurückliegenden drei Jahren wurden in der Auto- und Zulieferindustrie bereits 90.000 Arbeitsplätze abgebaut oder verlagert. Das sind vier Mal soviel, wie in der Braunkohle in zwanzig Jahren abgebaut werden sollen. Ein Umbau des VW-Stammwerks auf ÖPNV-Produktion sichert gute Arbeitsplätze.“

Mehr Informationen auf blog.verkehrswendestadt.de

Zum Hintergrund:  Warum Straßenbahnen?

Die Straßenbahn ist leistungsstark
Um 900 Menschen zu transportieren braucht es im Berufsverkehr 692 Autos, 9 Gelenkbusse oder 2 Straßenbahnen in Doppeltraktion. Straßenbahnen sind im innerstädtischen Verkehr mit Abstand das leistungsstärkste Verkehrsmittel.

Die Straßenbahn ist barrierearm
Straßenbahnhaltestellen liegen ebenerdig, sind schneller und bequemer zu erreichen als S- und U-Bahnhöfe. Wichtig vor allem für gehbehinderte Menschen, Menschen mit Gepäck, Rollator, Kinderwagen.  Ein Zustieg ohne Aufzüge und Fahrtreppen spart außerdem Geld bei Bau und Betrieb.

Die Straßenbahn ist umweltfreundlich
Bei nur 20% Auslastung liegt der Ausstoß an Treibhausgasen als CO2 Äquivalente und Stickoxiden NOx pro Personenkilometer bei der Straßenbahn deutlich unter den Werten eines Pkw. Dabei sind die Emissionen bei der Produktion des Stroms bzw. des Treibstoffs eingerechnet (Quelle: Umweltbundesamt (2012): Daten zum Verkehr, S.32)

Die Straßenbahn ist schnell
Die Straßenbahn ist vor allem auf kurzen Fahrstrecken (und das sind die meisten in der Stadt) sehr schnell. Es sei denn, sie muss dauernd vor roten Ampeln warten. In vielen Städten ist dafür eine „Grüne Welle” für die Straßenbahn geschaltet.

Die Straßenbahn zum Nulltarif garantiert  sozial gerechte Mobilität
Kein Knast mehr für fahrscheinloses Fahren, Mobilität unabhängig zum Geldbeutel. Das garantiert die Straßenbahn, wenn sie zum Nulltarif fährt. Wenn Subventionierung und Steuerbegünstigung von Autoinfrastruktur und Industrie umgelagert wird, ist ein Nulltarif ohne weiteres finanzierbar.

Feministisch gegen Volkswagen – was der Kampf für die Verkehrswende mit dem Patriarchat zu tun hat

Als Feministinnen beteiligen wir uns an der heutigen Blockade des Volkswagen-Werkes in Wolfsburg. Während der Zusammenhang zwischen dem auf großen Autos basierenden Mobilitätssystem und der Klimakrise offensichtlich ist, dürfte einigen unklar sein, warum wir uns explizit auch aus feministischer Perspektive für eine Beteiligung an den Aktionen entschieden haben. „Feministisch gegen Volkswagen – was der Kampf für die Verkehrswende mit dem Patriarchat zu tun hat“ weiterlesen

VW-Blockade am Mittellandkanal – Aktivist*innen seilen sich von Brücke ab

Seit heute um 12:00 Uhr haben wir – eine unabhängige Kleingruppe – uns von einer Eisenbahnbrücke vor dem VW-Werk in Wolfsburg abgeseilt und blockieren so die Auslieferung von mehr als hundert Neuwagen. Wir stellen uns hiermit konkret gegen die umweltzerstörerische „immer-weiter-immer mehr“- Linie der Autoindustrie und fordern eine radikale Verkehrswende. „VW-Blockade am Mittellandkanal – Aktivist*innen seilen sich von Brücke ab“ weiterlesen

Wir wollen keine Autos mehr, denn:

  1. Die Produktion eines jeden Autos verursacht Schäden in der Umweltdurch den hohen Verbrauch an Rohstoffen und Energie.
  2. Autos brauchen Fahrbahnen und Stehplätze, die in Innenstädten ein Drittel der Fläche beanspruchen − mehr als alle Spiel- und Grünanlagen und mehr als Wohnungen.
  3. Der motorisierte Verkehr verdirbt die Lebensqualität in Dörfern und Städten durch Lärm, Luftschadstoffe und die ständige Unfallgefahr, die Straßen zu No-Go-Areas machen und Wohnquartiere zerschneiden. Tiere, Kinder und viele andere Menschen können ihre Wohnungen nicht ohne Aufsicht verlassen.
  4. Von Parkhäusern bis zu Ampelanlagen: Autoverkehr braucht riesige Ressourcen und Infrastruktur. Das dominiert die Abläufe in jeder Stadt und führt zu massiven Einschränkungen und Kosten.

E-Autos sind nicht die Antwort.

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