Braunschweig/ 27.11.2020/ 8:00
„Nieder mit dem motorisierten Individualverkehr. Nieder mit der Automobilindustrie und ihren Seilschaften in Politik und Wirtschaft.“ Das rufen wir laut und dafür versammeln wir uns heute unter Anderem bei Braunschweig. Heute seilen sich Aktivisti von einer Brücke über der A2 bei Braunschweig ab und bringen dort große Transparente an.
„Das Auto scheint die Vernunft in unserer Gesellschaft überrollt zu haben“, so Lotta aus der Aktionsgruppe. „Jedes Jahr werden hierzulande bis zu 3,9 Millionen KFZ neu zugelassen, die Zahl der versiegelter Bodenflächen und verschwendeter Ressourcen steigt täglich, während die Lebensqualität immer weiter sinkt. Im Autowahn fährt sich unsere Gesellschaft immer schneller gegen die Wand.“
In einer Welt, in der mensch sich alles kaufen zu können scheint (Luxus, Komfort, Leichtigkeit, Individualismus…), wird das eigene Auto oft sinnbildlich verstanden als Symbol der Freiheit. Die Freiheit, sich jederzeit überall hinbewegen zu können, schnell und individuell mobil. Ebenso erfüllt das (eigene) Auto oft eine Funktion als Ausdrucksversuch des eigenen Charakters oder als Statussymbol.
Die Freiheit, von der in dem Zusammenhang gesprochen wird, ist eine Lüge, denn sie lebt durch die Ausbeutung anderer (menschlicher und nicht-menschlicher) Lebewesen. Sie ist eine Lüge, denn die vermeintliche Freiheit lebt auch dann nur in den wenigen Stunden zwischen Erwerbstätigkeit (zum Beispiel, um sich ein Auto leisten zu können), Konsum und fremdbestimmten Alltagsabläufen.
Auto als Statussymbol zeugt von Charakterschwäche. Als Ersatzbefriedigung für menschliche Bedürfnisse wie Zugehörigkeit, Anerkennung, Freundschaft, Nähe, Liebe ist es auch untauglich. Im gerundeten Durchschnitt verbringen Menschen die meiste Zeit im Auto allein.
Doch das Auto bleibt Götze, „Stolz der Nation“. In D-Land hat sich eine regelrechte „Auto-Kultur“ entwickelt, die es jetzt aktiv zu durchbrechen gilt.
Mit dem Festhalten am Ausbau der Autoinfrastruktur wie im Bundesverkehrswegeplan vorgesehen werden die Menschen in Deutschland weiterhin künstlich in der Abhängigkeit vom Auto gehalten. Notwendige und sinnvolle Alternativen bleiben auf der Strecke.
Die Antwort auf zu viel Verkehr lautet nicht, neue Straßen zu bauen. Die Antwort lautet, Verkehrsreduktion durch Regionalisierung von Produktion und Konsum, Reparatur statt Neukauf, … Dadurch geschaffene neue Arbeitsfelder seien auch eine Antwort auf das Totschlafargument „Arbeitsplatz“ in Abhängigkeit von der Automobilindustrie.
Wer Straßen sät wird Verkehr ernten… Der sechsspurigen Ausbau der A2 zeigt sehr gut, dass ein Ausbau den Verkehrsfluss nicht verbessert. Die A2 bleibt eine der verkehrs- und staureichsten Verbindungen. Wir fordern jetzt: Verkehrsflüsse reduzieren, notwendige Güter zurück auf die Schiene!
Wir handeln in Solidarität mit allen Kämpfen weltweit gegen die Automobilindustrie, in Solidarität mit allen widerständigen Bewegungen, die sich gegen Straßen-, Parkraum- und jedem sonstigen Automobil-Infrastruktur-Neubau einsetzen, in Solidarität mit der Dannenröder Waldbesetzung gegen den Weiterbau der A49.
Wir erklären uns solidarisch mit allen Opfern des Autowahns, mit Verkehrstoten und deren Angehörigen, Solidarisch mit denjenigen, die an den Klimafolgen unserer Autoversessenheit sterben, hungern oder vertrieben werden. Solidarisch mit denjenigen, deren Lebensraum zerstört wird durch Erdölverseuchung oder Abbau von seltenen Erden für die Elektroautos unserer Möchtegern-Öko-Schickeria.
Wer eine Verkehrswende will, muss die Systemfrage stellen.
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